1935
Das gesamte Verbandswesen der Wirtschaft, ihre eigenständige und selbst geschaffene Organisation wird durch das Nazi-Regime zerschlagen. Auch der Wirtschaftsverband der Hannoverschen Industrie, in dem alle maßgeblichen Industrieunternehmen in der Stadt vertreten sind, kann sich in seiner bisherigen Form nicht mehr halten.
Ludwig von Tschirschnitz, von 1935 bis 1945 Geschäftsführer dieser Gesellschaft, sorgt im Jahr 1935 für eine neuerliche Umbenennung. Ohne weitere Diskussion mit den Mitgliedern lässt er in einer Gesellschafterversammlung am 26. Februar 1935 darüber beschließen, dass der einstige Fabrikanten-Verein künftig „Gemeinnützige Kasse hannoverscher Industrieller“ heißen solle. Durch diesen intelligenten Schachzug gelingt es der Vereinigung, ihr Vermögen vor der Enteignung durch die Nationalsozialisten zu retten und weiterhin aktiv zu bleiben. Die neue Satzung der Gemeinnützigen Kasse hannoverscher Industrieller legt fest, dass von ihr lediglich Geld von außen verwahrt wird. Dies ist im Sinne der neuen Reichsgesetze: Der Verein befasst sich nicht mit den wirtschaftlichen, wirtschaftspolitischen oder sozialwirtschaftlichen Belangen seiner Mitglieder und ist – zumindest offiziell – eine reine Spendenumschlagstelle. Neuer Vereinsvorsitzender wird der Mann, der gleichzeitig der erste Leiter der neuen Reichswirtschaftskammer und Leiter der Wirtschaftskammer Niedersachsens ist: Ewald Hecker. Er wird fortan „Führer der hannoverschen Industrie“ genannt.
1941
Während des NS-Regimes und wohl unter dessen Druck kann die Haus der Hannoverschen Industrie GmbH und damit die Gemeinnützige Kasse hannoverscher Industrieller das Verbandshaus an der Sophienstraße 7 nicht mehr halten. Das Haus wird am 24. Juli 1941 an die Industrie- und Handelskammer verkauft und unter Hermann Bode, Vorsitzender der Gemeinnützigen Kasse hannoverscher Industrieller, wurde die Abwicklung der Haus der Hannoverschen Industrie GmbH vorgenommen.
Nach dem Verkauf des Hauses nutzte die Gemeinnützige Kasse das Verbindungshaus des Corps Saxonia an der Wilhelm-Busch-Straße 5 als Vereinshaus.
1946
Am 18. September 1946 beschließen die Mitglieder des Vereins den Namen Gemeinnützige Kasse hannoverscher Industrieller wieder aufzugegeben und sich in „Industrie-Verein Hannover und Umgebung“ umzubenennen. Außerdem gibt sich der Verein in den Nachkriegsjahren eine neue Satzung. Der Industrie-Verein soll weiterhin Gelder sammeln und als Spenden verteilen, wie es der Satzungszweck herausstellt: „Durch Zusammenfassung der finanziellen Kräfte der Mitglieder, unterstützungswürdige Bittgesuche und -anträge, die an Mitgliedsfirmen herangetragen werden, an deren Stelle und einheitlich für die Gesamtheit zu behandeln.“